Nach COVID-19: Globalisiering neu Denken?

Mein Beitrag zur Diskussion über die globale Entwicklung in der Zeit nach COVID-19

COVID-19 wird eine andere Welt verlassen als es sie vorgefunden hat.

Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit kämpft die gesamte Welt gleichzeitig mit einem sich rasend schnell verbreitendem Problem. COVID-19 der sozialistische, klassenlose Virus, wird die Welt verändern.

Seine negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind stärker als die noch in unserem Gedächtnis verankerte Finanzkrise 2008. Die offenen westlichen Gesellschaften, mit ihren liberalen Wirtschaftsformen werden vermutlich Jahre brauchen um sich von seinen Auswirkungen wieder zu erholen. Anfangs ging der Westen noch davon aus, dass COVID-19 ein chinesisches Problem sei das die CCP evtl. aus der Geschichte weg wischen könnte. Ein epochaler Irrtum !

Sowie es aussieht werden sich die starken, asiatischen Wirtschaftsnationen China, Japan, Korea schneller von dieser Katastrophe erholen. Im Vergleich zu den westlich geprägten Industrienationen haben sie die Pandemie konsequenter bekämpft und auch schneller in den Griff bekommen. Sie haben weniger Menschenleben verloren und gleichzeitig den wirtschaftlichen Stillstand auf ein enges Zeitfenster von wenigen Monaten beschränkt.

Das sich schon ankündigende asiatische Zeitalter – das amerikanische Zeitalter hat seit dem Jahr 2000 deutliche Ermüdungserscheinungen gezeigt – hat in COVID-19 einen starken Katalysator bekommen. Nach der Pandemie wird die Welt neu geordnet sein.

Wir sind Teil eines epochalen Umbruchs !

Kein Land hat in dieser Zeit mehr verloren als die USA mit ihren erratischen Präsidenten. Noch nie seit dem Aufstieg der USA zur Weltmacht, war die amerikanische „Führungsrolle“ so beschädigt wie in dieser Pandemie. Völlig über militarisiert gegen einen imaginären, nicht existenten militärischen Feind, ist die USA unvorbereitet in diese Krise ihres Gesundheitssystems gestolpert, ohne offenbar auch nur den geringsten operativen Plan für eine derartige Situation in der Schublade zu haben.

Wohl noch nie war eine von westlichen Analytikern aufgestellte Analyse so falsch wie die Grafik von Statista zeigt. Die auf den MIK (Militärisch Industriellen Komplex) ausgerichtete Ausgabenpolitik und der ideologisch aufgeheizte Kampf der Trump Administration gegen „Obama Care“ sind das instabile Fundament der amerikanischen Pandemie Reaktion. In keinem Land werden so viele Menschen, gesundheitlich und wirtschaftlich, so von der Pandemie betroffen sein, wie in den USA.

Anstatt die Welt durch diese globale Krise zu führen entpuppt sich Trumps Amerika als Maskenräuber und unfähig, selbst im eigenen Land, diese Krise wirkungsvoll,  zu managen. Alle Maßnahmen, die man bei den Chinesen in den ersten Wochen der Krise in Wuhan/Hubei scharf kritisierte, wurden Stück für Stück in Europa und Amerika zum Bestandteil offizieller Reaktionen. Der wesentliche Unterschied der bleibt ist, dass China alle Maßnahmen, basierend auf Experten Empfehlungen, relativ zügig und konsequent einführte. Im Ergebnis offenbar weit wirkungsvoller als alle westlichen Industrienationen, wenn man den Verlust an Menschenleben und die Erkrankungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl betrachtet. Die Homepage der Johns Hopkins Universität dürfte zur Zeit wohl eine der meist aufgerufenen Seiten im Internet darstellen und bietet die tägliche Dosis des Grauens.

Auch im Bereich der Meinungsfreiheit stellt sich der freie Westen nicht besser dar als das "autoritäre" China. Während in China lokale Provinzfürsten noch einen jungen Arzt versuchten zu bremsen, der daraufhin im Westen als „Whistleblower“ hoch gefeiert und als Beispiel infamer Verschleierung zitiert wurde, wird in den USA der Kapitän eines Flugzeugträgers hoch offiziell gefeuert, da er Panik verbreitet hätte. Erstaunlich nur das eine derartige Aktion bei Trump normal ist während es in den Augen der westlichen Staaten in China ein Verstoß gegen Menschenrechte darstellt ! Auch erstaunlich das der "Whistle-blower" in China von der zentral Regierung als nationaler Held gefeiert wird, während der Kapitän von der nationalen Regierung gefeiert wurde.

Angesichts der Krise sprechen viele davon das in Zukunft Produktion wieder mehr nationalisiert und sogar ein Ende der Globalisierung zu erwarten sei. Mit diesem Beitrag will ich diesem Gedanken widersprechen.

Nein, die Globalisierung ist nicht tot, sie steckt immer noch am Anfang und wird sich nach COVID-19 noch stärker mit selbstbewussten Staaten entwickeln !

Ja, sie wird weiterhin vielen Ländern Wohlstand, Frieden und Freiheit bringen !

Und sie wird hoffentlich auch dazu beitragen dass die Klimakatastrophe doch noch abgewendet wird. Es gibt keine Alternative zu Multilateralismus und globaler Kooperation in der modernen Welt. Alle Probleme der die Menschheit heute begegnet, können nur gemeinsam gelöst werden.

Wir müssen Globalisierung für die Zukunft neu Denken!

Die Globalisierung bisher, dominiert und angestoßen vom Bedarf westlicher Industrienationen, bezeichne ich als Phase 1 der Globalisierung in der neuzeitlichen Geschichte. Sie entwickelte sich aufgrund unternehmerischer Entscheidungen Kosten einzusparen und eigene Produkte global, also auch außerhalb des bis dahin angestammten Produktionsstandortes, preiswerter herzustellen, um diese wiederum auf einem Massenmarkt konkurrenzfähig anbieten zu können. Sie war während ihrer gesamten Laufzeit immer wieder Angriffen von Globalisierierungsgegnern ausgesetzt, die sowohl die globalen ökologischen als auch die regionalen sozialen Auswirkungen in den Industrieländern, heftig und meistens auch zurecht, kritisierten.

Solange westliche Industrieländer die globale Entwicklung vorantrieben, die Machtverhältnisse also „geordnet“ waren, diktierte der Westen Werte und Kooperationen. Er sicherte sich den fast konkurrenzlosen Zugriff auf globale Ressourcen, definierte wer mitspielen durfte und wer draußen blieb. Es gab Schurkenstaaten,Handelsabkommen und westliche Sanktionen. Wer nicht „demokratisch“organisiert war galt als Gegner oder Unterdrücker. Wobei die Zuordnung zu demokratischer Organisation teilweise auch von wirtschaftlicher Macht oder vorhandenen Rohstoffen abhing. Wo es nicht passte wurde das Konzept „Regimechanging“ angewendet. Das letzte aktuellste Beispiel heißt Venezuela, wo die selbsternannte Polizeination USA sogar ein Kopfgeld auf den Staatschef ausgelobt hat, bisher aber krachend scheiterte.

Diese Phase 1 kann man auch als „westliche Globalisierung“ bezeichnen und der Westen hat sich global auch sehr große Verdienste mit der Entwicklung in dieser Phase erworben. Viele Länder haben davon profitiert. Trotzdem strebt sie nun aber, glücklicherweise, dem Ende zu, was auch auf der MSC 2020 mit dem Begriff „Westlessness“ diskutiert wurde.

Die westlichen Länder haben es sich im 21. Jahrhundert leider in ihrer Wohlstandblase bequem gemacht, und nicht mehr wahrgenommen, wie stark sich andere Teile der Welt durch die Globalisierung veränderten. In der Coronakrise zeigen sich die bisherigen Leitnationen USA, England, Deutschland schlecht vorbereitet. Europa ist hilflos bis unsolidarisch und scheitert vielleicht an der Einführung von Corona Bonds. Ich hoffe es nicht... Eine Offenbarung die genau zu dem Zeitpunkt kommt als China, die aus dem Nichts entstandene Katastrophe, offensichtlich durch intelligente und konsequente Führung relativ gut meistert, und sich jetzt sogar aufschwingt anderen Ländern Hilfe anzubieten, die sonst dem Westen zugeordnet oder vom Westen abhängig waren. Das sonst unerschütterliche westliche Ego ist angeknackst und die Angst vor der „gelben Gefahr“ ist wieder da. Man reagiert mit heftiger, propagandistischer Selbstvergewisserung und greift argumentativ tief in eine ideologische Mottenkiste.

Trump verdächtigt sogar die WHO China hörig zu sein um von seiner eigenen Unfähigkeit abzulenken! Sein Angriff auf die WHO ist aber ein Angriff auf die Menschheit.

Die heute von den USA angeführte und verbal um sich schlagende westliche Allianz wird global, bei gestiegenem Selbstbewusstsein der Anderen, weltweit einen deutlich schwächeren Einfluss ausüben können als dies in den vergangenen 150 Jahren der Fall war.

Der größte Verlierer dieser Krise ist die USA die ihre Glaubwürdigkeit als Führungsmacht verloren hat. Die USA ist heute mit ihrer Militärmacht nur noch fähig andere Staaten zu bedrohen, die nicht freiwillig amerikanischen Forderungen nachgeben. Moralisch oder als Vorbild für Freiheit taugt sie nicht mehr. Die Klassengesellschaft USA hat ihren amerikanischen Traum schon lange verlassen. Die frühen identitätsstiftenden Geschichten vom Tellerwäscher zum Millionär sind nur noch Fabeln. In keinem Land der Welt haben in den vergangenen 30 Jahren die unteren 50% der Gesellschaft so viele Einbußen hin nehmen müssen wie in den USA, während sich die oberen 5% schamlos bereichert haben. Bei COVID-19 sterben in den USA jetzt hauptsächlich Afroamerikaner, also Menschen aus der unteren Hälfte der Wohlstandspyramide und die amerikanische Elite die eigentlich Verantwortung dazu hätte, kommentiert nur, hilft aber niemandem.

Die USA, das große, alte Land der Freiheit, dass Jahrzehnte lang die Fantasie der Menschen beflügelte, hat heute seine Strahlkraft in allen Teilen der Welt verloren! Sie ist nicht mehr "The shining City on the Hill"

Sie ist heute noch die stärkste Wirtschaftsnation aber schon bei der Anmeldung weltweiter Patente ist sie 2019 hinter China zurück gefallen. Aufgrund der schieren Größe dauert es auch nicht mehr lange bis China auch die USA als Wirtschaftsnation endgültig überholt haben wird. Die durch COVID-19 ausgelöste Rezession in den USA wird diesen Vorgang wohl noch beschleunigen.

Während die USA mit großen Schritten auf die erschreckende Anzahl von 1 Mio. COVID-19 Fällen zu strebt hat sich China durch einen kurzen, aber harten Kraftakt, auch hier wieder Spielraum verschafft und ist dabei seine Wirtschaft wieder auf volle Leistung zu fahren.

Dieser Kraftakt war nicht von oben verordnet, er ist in vollem Einklang mit der überwiegenden Mehrheit der chinesischen Bevölkerung erfolgt die sich mit engagiert hat. Egal was amerikanische oder europäische Journalisten kommentiert haben, China hat seinem Volk keine Gewalt angetan und Xi Jinping hat seinen Einfluss nicht verloren. Im Gegenteil, die Zentralregierung hat auch in der Wahrnehmung der Bevölkerung nach leichten Anlaufschwierigkeiten einen guten Job gemacht. Fakt ist, China hat gezeigt das es seine Menschen besser vor der Pandemie bewahren kann als die „freien“ westlichen Industrienationen und bringt seit vielen Jahren den Ärmsten im Land auch kontinuierliche Verbesserungen in ihren Lebensbedingungen.

China ist der alles verändernde Big Player in der Globalisierung

Globalisierung bedeutet in Zukunft noch mehr Vernetzung und Zusammenarbeit als in der Vergangenheit. Mit der 2013 gestarteten BRI (Belt and Road Initiative) hat China das weltweit bedeutendste Globalisierungsprojekt der modernen Geschichte gestartet. Auch wenn westliche Industrienationen diesem Projekt bisher ablehnend gegenüber stehen, so hat es trotzdem geholfen friedliche Verbindungen zwischen einzelnen Ländern weiter zu entwickeln. Bereits heute haben sich 68 Länder und viele Organisationen dieser Initiative angeschlossen !

Man kann diese Initiative aus Sicht Chinas als Befreiung von der westlichen Globalisierung bezeichnen. Sie ist sicher auch darauf angelegt den globalen,dominanten Einfluss der westlichen Industrieländer zu unterlaufen. Auf der anderen Seite ist die Kritik der westlichen Allianz, angeführt von den USA und der EU an dieser Initiative und einzelnen Projekten, der Versuch die westliche Hegemonie im globalen Wirtschaftsgeflecht zu behaupten. Der politische Kampf um Einfluss in den Köpfen, ist voll im Gange. Amerikanische Thinktanks bringen regelmäßig die absurdesten Vorwürfe auf die Bühne um China in irgendeiner Form zu diskreditieren. Es geht darum die Köpfe der Menschen im Westen zu blockieren um eine Nähe zu China zu vermeiden. Wer will schon mit einem "totalitären" Regime, dass Uiguren in Lager schickt, Taiwan bedroht, Hongkong Demokratie vorenthält, den guten Menschen Dalai Lama beschimpft, und uns dann auch noch mit Huawei ausspioniert, tatsächlich zusammen arbeiten?

Soviel Böses kann man doch wirklich nicht dulden! Sofort alle wirtschaftlichen Beziehungen mit China einfrieren ruft man da voller moralischer Überzeugung! Erstaunlicherweise stehen gerade die muslimischen Staaten hinter Chinas Uiguren Politik. Dort gibt es niemanden der China vorwirft, Uiguren massenweise in Lager zu sperren. In Asien kennt man auch das schwierige "cross strait" Verhältnis und sieht keinerlei Gefahr eines chinesischen Eingreifen solange die USA die Finger von der Insel lassen. Wer sich mit China auskennt weiß, dass die USA dieses Thema regelmäßig nutzen, um Chinas Diplomatie in Schach zu halten.

Auch die unzufriedene Jugend in Hongkong, die seit mehreren Jahren wahr nimmt das der Westen ihnen keinen Sonderstatus mehr verschafft, sind kein Beleg für eine schlechte Politik Chinas. Solange die Protest Bewegung nur Hongkong zerlegt handelt es sich um eine "Demokratiebewegung". In Frankreich sind es „Gelbwesten“ und in Hamburg war es der „schwarze Block“. Der wichtigste Unterschied bei den drei Bewegungen besteht in der Tatsache das amerikanische Geheimdienste weder den Gelbwesten noch dem schwarzen Block Unterstützung zukommen ließen. Deshalb haben wir es in Hongkong mit einer „Demokratiebewegung“ zu tun !

Die fundamentale Ablehnung des BRI Projektes durch die USA, die Anfangs auch von der EU geteilt wurde, hat sich bei vielen Ländern mittlerweile aber zugunsten einer realistischeren Einschätzung gewandelt. Nachdem man Anfangs jede Beteiligung verweigerte, und damit bis auf Weiteres auch die Chance vergab die Spielregeln mit zu gestalten, hat man sich jetzt aufs Jammern verlegt und beklagt, dass westliche Unternehmen bei Infrastruktur Ausschreibungen im Rahmen von BRI Projekten, nicht zum Zuge kämen. Vom Abseits stehen ist man jetzt aufs Spielfeld gelaufen und würde gerne nachträglich noch die Spielregeln zu seinen Gunsten beeinflussen.Das ist alles legitim und nachvollziehbar, bestätigt aber das Chinas Vorgehen nicht mehr einfach ignoriert werden kann.

China ist vom Armenhaus der Welt des letzten Jahrhunderts zu einer prägenden Wirtschaftsnation aufgestiegen und verfolgt hartnäckig seinen chinesischen Traum, der im Westen weiterhin ignoriert wird. Es wird Zeit das der Westen endlich seine Narrative zu China überdenkt. Sie haben in der Vergangenheit nicht geholfen den erneuten Aufstieg Chinas zu bremsen und werden in der Zukunft die dringend notwendige globale Kooperation zur Bewältigung globaler Probleme nicht befördern. Gelingt dem Westen kein U-turn, so werden sich die Menschen in China vielleicht irgendwann frustriert, missverstanden und angewidert von Europa abwenden. Ich glaube nicht das Europa es sich leisten kann fast ein Viertel der Menschheit zu ignorieren !

Europa muss lernen China so zu sehen wie es heute ist und nicht wie man es aus dem vergangenen Jahrhundert noch in Erinnerung hat. Es ist schon lange nicht mehr die große, gelbe, kommunistische, Menschenrechte verachtende Gefahr, aus dem fernen Osten. Es ist auch kein Land dessen philosophischer Schwerpunkt auf dem westlichen Freiheitsbegriff ruht. Weder Kant noch Rawls haben seine Denkweise nennenswert beeinflusst, auch wenn sie dort wohl bekannt sind. Denker wie z.B Master Kong, Mengzi, Laotse, Sunzi und Han Fei haben die 3000 Jahre Kultur geprägt. Warum bilden sich westliche Staaten ein, dass eine Gesellschaft mit einer derart langen und hochentwickelten Tradition, sich so zu entwickeln hat, wie das abendländisch, christliche Europa? Hat die Welt den Kolonialismus nicht hinter sich gelassen! Auch Europa sollte endlich seinen ultur Kolonialismus begraben und andere Kulturen akzeptieren. Die schönen Sprüche von Multikulti und Toleranz gelten wohl nur so lange die Anderen gefügig sind ?

China ist kein Alliierter Europas. Muss und will es auch gar nicht sein ! China ist in naher Zukunft weltweit die größte Wirtschaftsmacht an der niemand auf diesem Globus mehr vorbeikommt.

China, war die weltgrößte Wirtschaftsmacht bis Mitte des 19. Jhrdts, es ist im 21. Jhrhdt. wieder eine dominierende globale Größe. Es gibt unzählige Bücher die diesen Aufstieg der vergangenen 40 Jahre beschrieben haben.

160 Jahre nach dem Ende des zweiten Opiumkrieges und der Zerstörung des kaiserlichen Sommerpalastes in Beijing durch Großbritannien (ein beispielloses Kulturverbrechen damals) ist China wieder komplett zurück auf der weltpolitischen Bühne !

Der Westen, allen voran die USA, haben sich den Aufstieg Chinas anders vorgestellt. 1980 als Deng Xiaoping die ersten Schritte zur Öffnung des Landes im Süden Chinas unternahm wurde er begeistert von den USA unterstützt. Die illusionäre Hoffnung ging davon aus, dass China Gesellschaftssystem sich in Richtung des freien Westens entwickelt. China hat vieles vom Westen übernommen aber wie so oft in seiner Geschichte hat China sich nicht wirklich verändert sondern westlichen Elemente in sich aufgenommen. Kulturell ist der Westen an China abgeprallt.

Der Westen reagiert darauf wie ein verschmähter Liebhaber und sieht nur noch die Pickel und Falten seiner ehemaligen Geliebten. Dabei sollten wir alle froh sein dass China nicht so wie wir geworden ist. Unser Planet wäre schon wesentlich schneller an seine Grenzen gestoßen und der Planet wäre nicht friedlicher geworden.

China ist die einzige Großmacht die seit mehr als 30 Jahren in keinem gewaltsamen Konflikt beteiligt war. Fakt ist, China hat, im Gegensatz zu den westlichen Industrienationen, keine imperiale Geschichte !

Natürlich ist China auch kein Paradies auf Erden obwohl es ein wunderschönes Land ist. Die Menschen in China stehen aber zu ihrem Land und sehen die CCP bei weitem nicht als das Unterdrückungsregime an, als dass viele im Westen es beschreiben. Chinesen sind heute die größte Reisegruppe der Welt und kehren immer wieder nach China zurück !

Europa muss zur Kenntnis nehmen, dass es in China, genauso wie überall auf der Welt, oppositionelle und separatistische Strömungen gibt, die andere Staaten für ihre politischen Ziele gegen China einspannen wollen. Das ist aber keine Grund sich von China zu distanzieren. Warum schweigt Europa zum spanischen Separatismus unterstützt aber die Protestbewegung in Hongkong oder die Separatisten und Islamisten in Xinjiang. Ist das Politik oder Ideologie? So wie man sich nicht in innere Angelegenheiten in Spanien, der USA oder sonst wo im Westen einmischt, hat China auch das Recht, seine inneren Angelegenheiten selbst zu regeln.

Wo sollte Europa in Zukunft stehen ?

Die USA haben unter Trump mit lautem Knall die von Obama aus der Taufe gehobene Trans Pacifische Partnership - TPP verlassen. Selbst schuld. Die verbleibenden 11 Mitglieder haben daraufhin ohne die USA die CPTPP gebildet. Auch Australien und Neuseeland, die „natürlichen Verbündeten“ des Westens, haben sich diesem Club angeschlossen.

Alle ostasiatischen Länder werden sich überlegen ob sie bedingungslos den USA, im Feldzug gegen China, folgen wollen. Sie wären schlecht beraten es zu tun. Die Gründung der CPTPP ist ein deutlicher Beleg dafür das der amerikanische Einfluss in der Pazifik Region seinen Schrecken verloren hat.

Das es zwischen den USA und China zu einem militärischen Konflikt kommt, ist sehr unwahrscheinlich. Beide Akteure sind weit genug weg. Europa könnte sich also zurücklehnen und entspannt dem Ringen um globale Vorherrschaft zuschauen. Man braucht ja nichts zu ändern? Noch hat die USA die Pole Position bei vielen europäischen Ländern aber die Verbindungen erodieren. Italien, Griechenland, Serbien, Kroatien haben China schon Zugänge verschafft. Die USA greift derweil tief in die Trickkiste um Europa bei Laune zu halten, mobilisiert alle Dienste und lanciert fast täglich neue Schauergeschichten über China. Das daraus entstehende mediale Bombardement ist für jeden europäischen Politiker schwer zu durchbrechen. Sogar Vertreter von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, wie z.B. die Europa Politiker Bütikofer und Giegold, lassen sich davon fast unreflektiert vereinnahmen.

Dabei hat Europa sehr viele eigene Probleme, teilweise erzeugt durch die US Politik bei denen die USA ganz sicher nicht hilft. Im Unterschied zu den USA, die geographisch relativ günstig liegen, erhöht sich der Zuwanderungsdruck aus Afrika und den „failed States“ des Nahen Ostens fast täglich. Die Bevölkerung in Afrika wächst dramatisch und ein Ende ist nicht absehbar.

Mitte des letzten Jahrhunderts standen rund 500 Mio Europäern ca. 200 Mio. Einwohner Afrikas gegenüber. Das Verhältnis hat sich bis heute komplett gedreht und der afrikanische Kontinent muss fast 1,4 Mrd. Menschen ernähren.

Die Lebensbedingungen verbessern sich dabei aber viel zu langsam. Das Durchschnittseinkommen dort liegt weltweit weiterhin am untersten Ende. Gelingt es der Welt und Europa nicht diese Region stärker zu entwickeln so wird der Zuwanderungsdruck auf Europa massiv wachsen, was bereits jetzt zu erheblichen Verwerfungen in den europäischen Gesellschaften geführt hat. Neben dem Klimaschutz ist die Zuwanderung wohl das bedrohlichste Thema, für eine stabile Entwicklung Europas.

China hat in den vergangenen Jahren gezeigt das es mit seinem pragmatischen Ansatz auch in „schwierigen“ Regionen in Afrika Entwicklung fördert. Heute ist China der mit Abstand größte Handelspartner und Investor Afrikas. China bringt nachweislich Entwicklung auch in diese Länder. Europa sollte hier unbedingt im eigenen Interesse die Kooperation mit China ausbauen. Es trifft zu, dass nicht alles was Chinesen in Afrika umsetzen, unseren Standards entspricht. Aber woher nehmen wir in Europa uns das Recht China zu kritisieren, wenn wir gleichzeitig systematisch Menschen im Mittelmeer Hilfe verweigern und sie ertrinken lassen ?

Wenn wir unsere europäischen Werte verteidigen wollen, dann sollte Europa endlich aufhören China in seinem Land bevormunden zu wollen und schnell und langfristig die Zusammenarbeit bei der Entwicklung Afrikas und in der Klimapolitik vertiefen.

Es spricht alles dafür, dass Europa zwischen China und den USA einen neutralen Standort einnimmt, auch wenn es zutreffend ist das die USA und Europa historische Wurzeln teilen. Die von den USA ausgesprochenen Handelszölle zeigen deutlich, dass die USA Europa lediglich als Mitbewerber im globalen Geflecht sieht.,/p>

Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass China sich in die inneren Angelegenheiten von Europa einmischen wird. Chinas Interesse besteht darin einen wirtschaftlich starken und gleichberechtigten Partner in Europa zu haben. Die CCP ist kein Exporteur eines Gesellschaftsmodells. Das zweite C im Namen steht weniger für Kommunismus als viel mehr für Kultur. Die CCP ist stärker an einem Wiederaufstieg Chinas als eigenständige Nation gelegen als an irgendeinem Export eines Gesellschaftsmodells. Damit unterscheidet sie sich deutlich von der ehemaligen UdSSR und auch vom Westen, der vorgibt sein Demokratie- und individuelles Freiheitsmodell exportieren zu wollen, in der Konsequenz sich aber bei der Abwägung letztlich meistens  für wirtschaftliche Vorteile entschied!

Ich behaupte nicht das China sein Engagement in Afrika aus altruistischem Antrieb unternimmt. Afrika und Teile Asiens sind nun mal die Bereiche in denen der Westen bisher so gut wie kein wirksames Engagement gezeigt hat. China sieht dort Entwicklungspotential für Handel und hat auch erkannt das dort immer noch viele relevante Rohstoffe liegen.

Was bedeutet Globalisierung in Zukunft ?

Die Zukunft wird, gerade nach den COVID-19 Erfahrungen, noch mehr globale Verbindungen und Vernetzungen bringen. COVID-19 besiegt man nur gemeinsam! China hat z.B jetzt angekündigt das man Ende des Jahres den ersten Impfstoff an seine Bevölkerung ausgeben kann!

Klimakatastrophe, Armutsbekämpfung und Migration können nur global gelöst werden. Europa mit seinen immer geringer werdendem Anteil an der Weltbevölkerung wird auch weiterhin eine Rolle spielen. Geschichtlich bedingt ist die Meinungsbildung in Europa aber komplizierter als in den USA oder in China. Man muss sich darüber im klaren werden das der Einfluss den Europa früher hatte, als die Welt noch auf Europa schaute und sich an europäischen Standards orientierte, wird zurück gehen. Insbesondere wenn Europa nicht weiter zusammen rückt und eine gemeinsame Sozial-und Wirtschaftspolitik formuliert, dann wird es global weniger Wirkungen entfalten. Europa ist aufgrund seiner Liberalität und seiner Werte ein Anziehungspunkt für Menschen aus ärmeren Regionen. Darauf sollten wir Stolz sein. Wir haben leider in den vergangenen 10 Jahren aber auch gelernt wie  zerstörerisch das Potential von schlecht organisierter Migration sein kann.

Die aufkommende Digitalisierung mit KI und Big Data wird Gesellschaften innerhalb relativ kurzer Zeit nochmal komplett umkrempeln. Die Arbeitswelt wie wir sie heute kennen wird in 20 Jahren komplett anders aussehen. Der Prozess ist mit Hilfe der Digitalisierung voll im Gange. Die Leichtigkeit mit der sich heutige Entwicklungsländer mit modernen Technologien anfreunden und diese in allen Anwendungen nutzen, ist ein High Speed Katalysator zur Transformation von Gesellschaften. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Geschwindigkeit und Information sind die Nahrung für Erfolg.

COVID-19 zeigt wieder das Europa relativ gut darin ist auch Benachteiligte und Schwache zu schützen. Das ist ein sehr wertvolles Element, führt aber auch dazu dass Europa nicht immer die gleiche Speed gehen kann wie andere Gesellschaften. Auch das eine Erklärung warum Europa im Punkte Digitalisierung deutlich hinter China zurück gefallen ist.

China hat in den letzten 40 Jahren viel von Europa gelernt. Was spricht dagegen wenn auch Europa in Zukunft von China lernt, man also auf Augenhöhe Erfahrungen und Stärken miteinander teilt ? Die belehrenden Statements aus Europa in Richtung China helfen niemandem. Die Geschichte zeigt: Eine intensive Kooperation verändert mehr als der gehobene Zeigefinger!

Das asiatische Zeitalter ist angebrochen und Europa wäre gut beraten gemeinsam sich darauf einzustellen und seinen kolonialen Habit beizulegen. Niemand in Asien wartet darauf das irgendein europäisches Land ihm erklärt wie es sich zu organisieren hat.

China tritt als zweite Superpower in den globalen Wettbewerb bzw. Markt ein. Bei der jetzigen Entwicklung ist absehbar wann Chinas wirtschaftliche Größe sogar die USA überholen wird. Der bloße Gedanke daran führt leider bei den westlichen Ländern noch zu panikartigen Reflexen. Man verliert auf einmal die direkte Kontrolle oder sogar Herrschaft über das globale wirtschaftliche Geschehen. Anstatt sich dieser Realität zu stellen und mehr Bemühungen zu starten um das Wirtschaftsklima auf Dauer positiv zu gestalten, spricht man regelrecht von „Gotteslästerung“und Rückzug auf eigene wirtschaftliche Stärken. Der Rückzug hat in den letzten 1000 Jahren nicht zum Wohle der Menschheit beigetragen und wird es auch in den kommenden 1000 Jahren nicht tun.

Friedliche Kooperation war schon immer der beste Weg das Leben der Menschen zu verbessern. Gerade im Hinblick auf die zwingend notwendige globale Transformation unseres Wirtschaftens auf eine klimaneutrale, intelligente Weise ist diese Kooperation zwingend erforderlich und Isolation verstärkt nur die Probleme.

Wenn man Globalisierung als faire, gleichberechtigte Kooperation aller Länder betrachtet, Länder und Kulturen in seiner Eigenheit bestehen lässt und nicht dauernd versucht wirtschaftliche Macht, missionarisch kombiniert mit eigenen Philosophien, nur zu seinem eigenen Nutzen einzusetzen, dann wird die Globalisierung auch in Zukunft das beste Konzept zur Koexistenz auf unserem Planeten darstellen.

Die Globalisierung ist nicht tot.

Im Gegenteil, gerade die Coronakrise zeigt uns wie wichtig sie ist. Nur schnelle kooperative und koordinierte Maßnahmen und Hilfen und kurze Kommunikationswege, können dazu beitragen eine globale Krise einzudämmen oder sogar zu vermeiden. Dazu braucht man eigenständige Organisationen wie die WHO !

Die amerikanische Strategie die Tür für eine erweiterte Globalisierung über ein Blame Game und Regressansprüche an China zu verriegeln ist unverantwortlich und beschämend. Europa sollte sich auf keinen Fall daran beteiligen !

Was spricht gegen die geopolitischen Koexistenz vieler Gesellschaftsstrukturen. Es ist kein primäres Ziel, dass es nur „liberale“Gesellschaften im westlichen Stil geben sollte. Wer China kennt weiß wie sehr China mittlerweile auch liberale Ideen adaptiert hat und trotzdem ein konfuzianisches Gesellschaftsmodell beibehalten wird. Warum auch nicht ?

Es gibt auch keinen Grund, speziell aufgrund dieser Pandemie globale Lieferketten in Frage zu stellen. Dagegen gab es aber schon immer Gründe, globale Lieferketten aus ökologischen Gründen zu hinterfragen und sie ökologisch effizienter zu machen.

Europa sollte unbedingt seine Rolle neu überdenken und sich ohne ideologischen Tunnelblick auf China oder die restliche Welt die Frage stellen, was europäische Souveränität im 21. Jahrhundert bedeutet.

Was können wir dazu beitragen weltweite Warenströme umweltverträglich und fair gemeinsam mit allen Akteuren zu organisieren? Es geht dabei nicht um Machtfragen sondern um Synergien. Um intelligente Kooperationen mit allen anderen.

China stellt uns keine Machtfragen und ist auch keine systemische Herausforderung! China ist China und das chinesische System ist offenbar für China und seinen gigantischen Vielvölkerstaat als Entwicklungssystem geeignet. Es gab und gibt kein Land der Welt bisher, das es geschafft hat innerhalb von knapp 40 Jahren mehr als 600 Millionen Menschen aus der Armut in den Mittelstand zu heben. Wir sollten das respektieren und honorieren!

Ich kenne niemanden in China der den Anspruch erhebt, dass das chinesische System für Europa oder Deutschland geeignet sei. Umgekehrt sollten wir endlich unseren missionarischen Eifer zum Export unseres demokratisch liberalen Systems einstellen. Niemand will uns unseren Lebensweg streitig machen. Ganz besonders nicht China! Die unbegründete Fixierung auf Chinas angeblich falsche Politik und auf sein Regierungsmodell ist kontraproduktiv und ignorant!

Auch die Beziehungen zu den USA, die in den vergangenen Jahren leider viele globale Kooperationen zerstört haben, müssen sich anpassen. Europa ist nicht Gott gegeben der hörige Verbündete der USA. Partner und Freund ja, aber mehr auch nicht. Seit dem Aufstieg Chinas entwickelt sich die Welt wieder bipolar. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es sich um stärkere Konkurrenzen handeln muss. Von einander Lernen macht dabei Sinn, den anderen bekehren zu wollen ist Unsinn! Es geht darum den Anderen in seinem Anders sein zu akzeptieren aber gemeinsam an den Aufgaben der Menschheit zu arbeiten.

Dazu gehören die Eindämmung der aufziehenden Klimakatastrophe, Schutz und Erhalt unserer globalen Lebensbedingungen, vermeiden von Pandemien, ehrliche Bekämpfung der Armut überall und Verzicht von Gewalt !

China ist genau dazu bereit, die USA haben zu lernen, dass sie nicht mehr die erste Geige spielen und Europa sollte endlich die kleinteiligen Partikularinteressen hinter sich lassen und das sein was man dauernd vorgibt sein zu wollen - nämlich Europa!

Wenn wir das beherzigen, dann bedeutet Globalisierung in Zukunft einen fairen, intelligenten Austausch von Waren und Wissen in einer friedlichen Welt, die mit dem Planeten schonend umgeht.

Dieses Ziel haben alle Völker auf diesem Planeten!










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