Thesen zur zukünftigen grünen Chinapolitik
Jürgen Kurz, KV MYK
1. Dezember 2024
Spätestens mit der US Wahl 2024 und dem Zerfall der Ampel ist es jetzt an der Zeit, die deutsche und grüne Chinapolitik neu zu überdenken.
Die Welt wird sich mit der Wahl des US Präsidenten Trump neu ordnen. Angesichts einer auch die EU ausgrenzenden „Amerika First“ Politik ist
es wichtig, klimapolitische, rechtsstaatliche und wirtschaftliche Kooperationen überall in der Welt einzugehen. Das gilt ausdrücklich auch für
China.
Warum ist dem so ?
- Deutschland kann, ohne Solar-, Batterie-, E-Mobile-, Rohstoff- und Kreislaufwirtschaft-
Technologien aus China, keinen nennenswerten Klimaschutz mehr machen.
- China ist die einzige Nation der Welt, die im industriellen Maßstab die notwendigen und alles
entscheidenden Klimaschutztechnologien beherrscht und weiter massiv hoch skaliert. Der Rest der Welt spielt keine nennenswerte Rolle mehr.
- Mit der Wahl von Trump und der Benennung eines Fracking Gas Managers als Umweltminister ist
endgültig klar, dass die Trump-USA als Partner im Klimaschutz weg fällt!
- Mit der aktuellen Politik werden über lange Jahre erfolgreich aufgebaute Beziehungen zu China
auf Dauer gefährdet. Es besteht die Gefahr, dass China sich noch mehr als bisher anderen Partnern zuwendet. BRI, BRICS, RCEP und SCO, wo auch
Länder mit fragwürdig legitimierten, menschenrechtsverletzenden Regimen Mitglieder sind, zeigen, dass China Deutschland auf Dauer nicht
braucht. Um erfolgreichen, bezahlbaren Klimaschutz zu machen braucht Deutschland in den kommenden Jahren aber China.
- Deutschland wird den Weg des technologischen und industriellen Niedergangs gehen, wenn es nicht
starke Teilhabe an den sauberen Technologien Chinas erreicht. Dazu brauchen wir gegenseitig offene Märkte, Forschungskooperation und eine
partnerschaftliche Beziehung.
- Natürlich gibt es in China politische Maßnahmen, die nicht unseren Vorstellungen einer
parlamentarischen Demokratie entsprechen. Die bei B90/GRÜNE vorhandenen Kenntnisse über China basieren aber auf Beschreibungen und Annahmen
von Akteuren, die ein sozialistisches System grundsätzlich ablehnen und sich gegen den Aufstieg Chinas wehren. Sie erzeugen damit ein
Zerrbild von der Realität in China. Es wäre jetzt die Gelegenheit nochmal genauer zu schauen, was tatsächlich heute in China passiert.
- Mit einer Konfrontationspolitik schwindet auch die Einflussnahme Deutschlands auf
Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte in China. Ohne eine Machtbasis, bisher die wirtschaftliche Dominanz Deutschlands , gibt es keinen
wirksamen Einfluss mehr. Doch genau diese wirtschaftliche Stärke Deutschlands schwindet rasant, mit den schnell wachsenden grünen
Technologien in China.
Daher ist es Zeit für eine Neuausrichtung der grünen Chinapolitik. Kooperationen sind schon
alleine wegen der Herausforderung des globalen Klimaschutzes notwendig. Friedenspolitisch ist eine Zusammenarbeit mit China zur Isolation
der Russischen Aggressionspolitik unter Putin unverzichtbar. Deutschland und die EU können dies nur über gemeinsame wirtschaftliche Stärkung,
über eine Stärkung der Forschungskooperationen und einen großen Dialog vieler menschlicher Begegnungen erreichen, nicht über Sanktionen,
Handelszölle und gegenseitige Schuldzuweisungen.
An diesen Grundsätzen sollte sich auch die künftige Chinapolitik von Bündnis 90/Die Grünen
ausrichten.